Noch ohne Titel

 

Die Pfütze mit dem ekligen Brackwasser schlug kleine Wellen, während ich mit dem Stock darin umhermanschte. Ich wartete auf meine Freundin, die eigentlich versprochen hatte heute mit mir zum Stall zu gehen. Sie hatte schon eine knappe viertel Stunde Verspätung. Ich sah auf, ließ den Stock ruhig in der Hand liegen, bis sich das Wasser beruhigt hatte. Der Himmel sah alles andere als schön aus, mehrere dunkle Wolkenschwaden bedeckten ihn. Ich sah auf meine Uhr, es war genau zehn Uhr, vierzehn Minuten und vierzig, einundvierzig, zweiundvierzig, ... Sekunden. Wo sie nur blieb? Sonst war sie immer pünktlich, meistens wartete sie sogar auf mich, weil ich in den seltensten Fällen pünktlich aus dem Bett kam. Aber ich wartete, die Reitstunde hatte zwar schon längst angefangen aber schließlich wartet sie auch, wenn ich wieder mal meinen Siebenschläfertag hatte. Mir wurde langweilig und so begann ich mit der neuen Beschäftigung, die Pfütze auszuhöhlen; langsam, aber sicher wurde sie tiefer und tiefer. Das „Wasser“ war mittlerweile zu Schlamm geworden, und das Loch war sicherlich schon einen halben Meter tief und eine perfekte Schlammkuhle für ein Schwein, als sie schließlich um die Kurve kam und mich mit einem müden Lächeln anschaute. „Du hättest nicht auf mich warten sollen, tut mir echt Leid, jetzt ist die Reitstunde schon zu Ende.“ rief mir meine Freundin gleich entgegen, doch als sie schon zum Sprechen angesetzt hatte, war meine schlechte Laune wie weggeblasen. „Ach, halb so schlimm, es gibt noch andere Tage an denen wir reiten können, außerdem, du weißt wie lange du stehst, wenn ich nicht aus den Federn komme!“ sagte ich zu ihr, doch in dem Moment zog etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich stupste Karin leicht in die Seite, damit auch sie sah, was ich soeben entdeckt hatte. Wie automatisch blieb ich auf der Seite der Straße stehen und meine Freundin blockierte die andere Straßenseite so gut es ging. In einem rasenden, ungleichmäßigen Galopp kam das braune Pferd auf uns beide zu. Die Zügel hingen nach vorne runter und es konnte jeden Moment hineintreten.
Es war nirgends ein Reiter in Sicht, denn in den meisten Fällen kam auch immer der wütende Reiter hinterher getrippelt - hier jedenfalls nicht. Das Pferd war jetzt bis auf einen Meter auf uns zu gekommen, immer noch im selben Tempo, ich versuchte nach den herabhängenden Zügeln zu greifen, es gelang mir auch, aber mit einem „Ratsch“ glitten die Zügel wieder aus meiner Hand und sie brannte wie Feuer. Doch Gott sei Dank hatte Karin mehr Glück und packte die Zügel mit beiden Händen, ballte sie sogleich zu Fäusten und ehe sich das Pferd versah, tat es einen kräftigen Ruck im Maul und es blieb verdattert stehen.
Nervös tänzelte es, was sich übrigens als ´sie` herausstellte, vor meiner Freundin auf und ab. Meine „verkohlte“ Hand hatte einen großen roten Striemen mitten durch, ich pustete, damit es vielleicht kühlte, aber es half wenig. Also versuchte ich das Feuer auf meiner Hand so gut es ging zu vergessen und stand lieber meiner Freundin beiseite, die sich immer noch mit dem verrückten Tier umherquälte. „Bettina, nun helf mir doch endlich!“ hörte ich sie rufen, ja ich glaube, sie braucht wirklich die Hilfe. Ich schaute nun zu der braunen Stute, sie trippelte auf der Stelle, rollte mit den Augen und warf abwechselnd den Kopf und die Hinterhand hoch, wahrscheinlich um den Sattel bzw. Karin loszuwerden. „Sag mal, Bettina! Soll ich dich in den Arsch treten, eh` du dich endlich bewegst hierher zu kommen? Sie reißt mir bald die Arme aus!“ Schon allein die Vorstellung, einen kräftigen Arschtritt von Karin zu bekommen, jagte mir Respekt ein und so begab ich mich schließlich doch noch zu ihr. Ich muss sagen, eigentlich hatte ich noch nie Angst vor einem Pferd, aber sie bildete eine Ausnahme. Sie hatte mindestens eine Schulterhöhe von 1,80 m, also wesentlich größer als unsere Reitschulponies, und noch dazu kam, dass sie ihre Beine einfach nicht bei sich behalten konnte und ihre Hufe in der Weltgeschichte umher flogen.
Schließlich stand ich doch endlich neben meiner Freundin und half ihr, das verrückte „Mäuschen“ zu bändigen. „Meinst du, du schaffst es kurz, sie alleine im Schach zu halten? Meine Arme, nicht zu reden von meinen Händen, tun weh, aber wie!“ meinte Karin flehend zu mir. „Klar doch, besser gesagt: mir bleibt wohl nichts anderes übrig!“, doch ehe ich fertig war mit schwatzen, hatte sie sich umgedreht und hielt ihre brennenden Hände in das Schlammwasser, und gab sogleich einen zufriedenen Seufzer von sich. Die Braune war plötzlich ungewöhnlich ruhig geworden, wie die Ruhe vor dem Sturm, doch ich hoffte inbrünstig der Sturm würde ausbleiben - und er blieb es auch.
Da drehte sich Karin zu mir um, guckte verstutzt und meinte dann entrüstet: „Nee, Bettina, schummeln gilt nicht, das ist nicht das selbe Pferd wie bei mir! So was nennt man Gemeinheit!“ Ich begann schließlich die hübsche Stute ein wenig hin und her zu führen, das aufgeregte Schnaufen verschwand schließlich ganz und ich versuchte ihre Stirn zu kraulen. Es klappte, genüßlich schloß sie die Augen und döste vor sich hin. Ich mußte lächeln, doch dann überfiel mich wieder der Ernst, und die Besorgnis wegen dem Reiter stieg in mir auf. „Karin“, meinte ich besorgt, „ich glaube der Reiter wäre mittlerweile schon längst hier, schließlich ist über eine halbe Stunde vergangen, seitdem wir sie auf uns zugerast kamen sahen, oder aber das Mädchen hier hat schon über eine Stunde Dauerlauf hinter sich. So sieht sie aber nicht gerade aus, meinst du ...“, ich stockte, denn ich wollte nicht unbedingt aussprechen, was vielleicht wirklich sein könnte. Selbst aus Karins sonst so selbstbewußt schauenden Augen flackerte mir jetzt diese Angst und Ungewißheit entgegen, welche ich selbst verspürte. Es dauerte eine Weile ehe sie antwortete: „Lass uns zum Reitstall gehen, wir könnten einen großen Suchtrupp oder sowas losschicken!“ Wir maschierten los, ich hatte „unsere“ Braune am Zügel und ließ sie hinter uns her trotten, Karin wollte die liebe Bestie nicht noch mal haben. Entweder sie hatte die Versuche, sich loszureißen, aufgegeben, oder aber sie mochte mich aus irgend einen Grund lieber.
Kaum waren wir beim Reitstall angekommen, begrüßte uns der Reitlehrer Maik Pfeiffer sofort, jedoch erkannte ich den skeptischen Blick von ihm. Im gleichen Moment als er seine Lippen schürzte um eine Frage zu stellen, begannen wir, mehr oder weniger gleichzeitig, ihm die ganze Geschichte aufzutischen. Er hörte zu, ob er allerdings erstaunt, entrüstet oder genervt uns Plappermäulern zuhörte, war eine andere Frage. Als wir, beim Erzählen hatte Karin jedoch öfters die Oberhand gehabt, letztendlich auch mal wieder Schluß machten, trommelte Maik bereits alles für einen Suchtrupp zusammen. Und irgendwann einmal sagte er zu uns: „Bringt sie in eine freie Box, ob eingestreut oder nicht, ist erstmal egal. Aber sattelt sie ab! Dann sattelt euch Puschkin und Armstrong, ihr könnt auch mit.“ Gesagt, getan. Alles im Stall war dadurch in Aufruhr gekommen, unser braunes Anhängsel allerdings auch. Wir suchten mit raffinierter Schnelligkeit eine Box, im Moment waren viele Boxen durch Pensionspferde belegt und so war es schon ein Wunder, daß wir auch eine fanden. Sie war nur mit einer dünnen Strohlage belegt, aber immerhin besser als gar nichts. Ich führte die mittlerweile völlig aufgewühlte Stute hinein und wir beide machten uns mit einem Eifer daran, das mit Schlamm verkrustete Sattelzeug von ihr zu lösen. Ich glaube sogar, heute hätten wir den Rekord gebrochen im schnellsten Absatteln des Pferdes. Aber nicht nur im Absatteln sondern auch im Aufzäumen. Puschkin war ganz verstört von meiner Schnelligkeit, wo ich ihn sonst doch mit so großer Sorgsamkeit gesattelt und getrenst hatte. Er hatte die Farbe von einem Exmoorpony, war jedoch größer und zierlicher. Maik sagt, Puschkin wäre ein Araber - Exmoorpony - Mix, aber mir war das redlich egal. Puschkin war lieb, reitbar und, naja, wie das halt so ist wenn man in ein Pony verliebt ist. Man könnte Märchen davon erzählen.
Karin stand schon längst mit ihrem Reitpony Armstrong, einem schwarzen New Forest Pony, auf dem Hof, als ich mit Puschkin angezottelt kam. Die restliche Reitersuchtruppe ging vor mir bzw. hinter mir her. Wir saßen alle gleichzeitig auf unsere Ponies oder Pferde auf und alle warteten nur noch auf ein Signal von Maik, der auf seinen temperamentvollen, fuchsfarbenen Vollblüter saß. „Aus welcher Richtung kam sie noch mal gerannt?“ fragte er plötzlich unvermittelt. Ehe meine Stimmbänder richtig in Fahrt kamen hatte Karin schon geantwortet: „Aus der Richtung von der alten Ziegelei!“ schallte sie zurück über den gesamten Hof. „Na, dann auf geht’s. Hört zu, ich habe mir das so gedacht: Würden wir alle zusammen suchen, wäre das reiner Unsinn ...“, begann er und gab auch schon das Signal zum Start. Ich reihte mich zufrieden in die wohlige Mitte der Gruppe von etwa 20 Leuten ein. Maik machte kurz Pause, da sein großer Vollblüter wieder Spirenzien machte und absolut nicht vorwärts wollte. Mit einem kräftigen Schenkeldruck war die Sache jedoch besiegelt und „Son of Paradise“, wie er hieß, ging wieder willig vorwärts. „Also, wo war ich stehen geblieben, ach ja, zusammen reiten wäre reiner Unsinn, deswegen dachte ich, wir teilen uns in zweier bzw. dreier Gruppen ein. Die alte Ziegelei wird unser Treffpunkt sein, nach zwei Stunden Suche kehren wir erstmal zurück und sehen weiter. Falls der oder die allerdings schon früher gefunden wird, tja, keine Ahnung. Versucht jemanden zu verständigen, aber ansonsten: Treffen nach zwei Stunden, okay?“ Ein unterschiedliches Gemurmel trat ein, ein Mix aus „Ja“, „Okay“ und „Mhm“. Karin blickte zu mir herüber, ich verstand ihren fragenden Blick natürlich sofort und nickte ihr heftig zu. Das fand ich an Karin so toll, ein Blick von ihr genügte und ich wußte was sie dachte. Wir ritten gerade an meiner „Schlammsule“ vorbei, ich hätte mit meiner Hand dasselbe machen sollen wie Karin, denn jetzt, wo ich wieder daran dachte, ich meine an meine Hand, beginnt sie wieder höllisch zu brennen. Ich schaue auf die gleichmäßig hin und her wankende Schulter von Puschkin, und tätschelte ihm schließlich beruhigend den Hals, dann fuhr ich mit meinen Fingern durch seine gewellte, seidige Mähne. Puschkin bog auch sogleich seinen Kopf zu mir und beäugte mich. In dem Moment hätte ich liebend gern gewußt ob er z.B. dachte: „Ja, liebe Bettina, wir gehören zusammen!“ oder eher: „Sei bloß ruhig da oben, sonst liegst du gleich unten!“ Doch vielleicht war es auch besser so.
Vor mir ritt Bernd, er hatte sich als emsiger Arbeiter den Traum verwirklicht, ein eigenes Pferd zu haben. Und er schaffte es meistens auch nur geradeso die Stallmiete zu bezahlen. Bernd hatte ein tolles Pferd, eine schicke, dunkelfuchsene Trakehnerstute. Federnde Gänge, guter Körperbau und eine herausstechende Laterne mit einem blauen Auge, was in manchen Kreisen auch „Glasauge“ genannt wird.. Hinter mir her ritt Lena, sie war vier oder fünf Jahre jünger als ich, reitet allerdings sogar besser, das geb’ ich mit ehrlichen Respekt zu. Im Moment ritt sie die Stute Mansouri, auch ein Reitschulpony, sie war ein elegantes deutsches Reitpony, mit angedeuteten Araberknick, so in der Art wie Puschkin. Mansouri jedoch war der farblose Gegensatz von Puschkin, er hatte eine braune Apfelgrundierung, Mansouri auch, bloß eben in grau, ein Apfelschimmel um es gelinder auszudrücken.
Ich könnte jetzt zu jedem Pferd eine solche Geschichte erzählen, aber dann würden wir ja den Ritt bzw. die Suche verpassen. Mittlerweile befand sich die große Reitertruppe schon auf dem alten Zufahrtsweg zur Ziegelei, welcher ein Feldweg war. Das Gras wurde nur noch durch die Reiter mit ihren Pferden in Zaum gehalten, mehr oder weniger auch durch die rücksichtslosen Schwarzfahrer mit ihren Mopeds. Maik, welcher mit Son of Paradise die Spitze des Zugs bildete, gab das Kommando zum Halten, alle zügelten ihre Pferde oder Ponies, doch ich, wieder in meine Tagträumerei vertieft, bekam das Signal wiedereinmal nicht mit. Daraufhin verringerte sich der gebührende Abstand zwischen der nicht gerade gut besonnenen Valencia, der Trakehnerstute von Bernd, und meinem Engel Puschkin. Doch es war bereits zuspät den Rückwärtsgang von Puschkin einzulegen, denn genau als er den 50 cm - Abstand unterschritt, pfefferte Valencia aus. Sie traf perfekt die Brust von meinem Braunen, dann hörte ich nur noch einen dumpfen Schlag und als ich wieder aufsah, entdeckte ich Puschkin nicht unter, sondern neben mir stehend. Maik kam sofort mit seinen dummen Sprüchen: „He, Bettina, was machst du denn da unten? Anhalten heißt nicht immer gleich absteigen!“ Tja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. „Ich wollt´ doch nur die schönen Blumen pflücken die hier so rumstehen!“ konterte ich betont unschuldig. „Los, Bettina, steig endlich auf, wir wollen weiter, und dann träum nicht dauernd von mir!“ „Tja, das hättest du wohl gerne!“, entgegnete ich ihm und dachte: Genau das ist typisch Maik. So schwang ich mich schnell auf mein „hohes“ Roß und ließ ihn diesmal in einem großen Abstand zu Valencia halten. Maik begann nun mit der Reitereinteilung, oder besser gesagt erfragte er sie. „Bernd? Reitest du mit mir? Wir werden rechts hochwärts reiten, oben bei der Abzweigung gehen wir wieder rechts, sodass wir ungefähr bei der Nähe vom Reitstall und höher suchen, okay?“ „Ja, Maik ist gebont!“ Er übernahm noch fast die ganze restliche Einteilung, so das numero Reiter in allen Himmelsrichtungen verstreut waren. Zu unsrer Gruppe kam noch Lena dazu.
Wir (wir nannten uns übrigens das „Kampfgeschwader“) hatten das Glück geradeaus reiten zu dürfen und somit den schönsten Weg zugeteilt bekommen zu haben, er führt direkt in das Heubacher Tal. Dieses Tal lag groß und ausgestreckt vor uns, lud geradezu zu einem herrlichen Galopp ein. Die großen Wiesen, vereinzelt hier und da mit Baumgruppen versehen, wurden landwirtschaflich nicht genutzt, darauf wuchsen unzählig viele Blumen - und Wildgräserarten, die meisten von ihnen hab ich noch nie gesehen. Doch den Galopp, so vereinbarten wir, würden wir ans Ende verlegen, schließlich wissen wir ja nicht,ob uns das Schicksal einen vierten Reiter dazu brachte oder nicht. Trotzdem entschieden wir uns einen flotten Trab einzulegen und somit langsam das lange Tal zu durchqueren. „Moment mal!“ legte Lena plötzlich ein. Sie verlangsamte ihre Mansouri und brachte sie zum Stehen, Lena bildete übrigens die Spitze. „Was ist denn nun los?“ fragte Karin entrüstet, zügelte ebenfalls ihren Armstrong und zwang somit schließlich auch mich, Puschkin zum Anhalten zu bringen, um nicht wie vorhin einen Auffahrtunfall zu verursachen. „Was ist,“ erklärte sie, „wenn der Reiter genau das selbe vor hatte wie wir? Sozusagen auf seinem Rückweg durch das Tal zu galoppieren, oder Hinweg, aber das ist erst mal egal, und dann hat er beziehungsweise sie die Braune nicht mehr zügeln können, und die Stute ist mit dem Reiter durchgegangen. Vielleicht hat er versucht mit den Zügeln die Stute noch mal rumzulenken oder so, bis sie schließlich direkt auf eine von den vielen Baumgruppen zusteuerte. Dort schlug sie einen Haken oder lief unter ´nem tiefhängenden Ast durch und er bzw. sie ist irgendwo bei einem Baum. Ich meine es ist doch alles möglich, oder nicht?“ „Soll das etwa heißen, dass wir jetzt jede Baumgruppe abreiten sollen, in der Hoffnung, das irgendwo der herunter gefallene Reiter liegt?“ „Naja, so in etwa, wird bestimmt lustig, und von einer Baumgruppe zur anderen können wir doch galoppieren.“ Ich war begeistert von dem Gespräch, doch nun schaltete ich mich auch mal ein: „Das ist doch nicht euer Ernst, oder?“
Aber wie sich herausstellte war es ihr Ernst, also begannen wir die nächst beste Baumgruppe ins Visier zu nehmen und ritten sie in einem gemäßigten Galopp an. Denn schon ein Blick genügte und man wusste, dass es in dieser Gegend viel mehr Baumgruppen gab als man dachte und die Pferde ihre Puste noch benötigen würden. Selbst nach der fünften hatten wir keinen Erfolg, aber eins hat sich herausgestellt: es machte uns riesigen Spaß, auch die Pferde erkannten langsam den Sinn des „Spiels“ und lieferten sich jedesmal erneut ein schönes Rennen. Wir, mittlerweile in ein höchstes Glücksgefühl geraten, malten uns aus wie das, was wir hier machten, wohl von der Ferne aussehen möge. Ich glaube, kaum jemand hätte uns nunmehr noch für „normal“ gehalten. Aber was soll´s, wir waren´s sowieso noch nie, ich meine: normal.
Nach der zehnten schließlich, entschieden wir uns Pause zu machen. Die Pferde waren mittlerweile kleine Dampfwolken und wir konnten uns vor Lachen auch kaum noch auf den Pferden halten. Die drei Ponies prusteten wie Mini-Lokomotiven und es wurde höchste Eisenbahn das wir Halt machten. Ich ließ mich von Puschkin gleiten, erschöpft vom vielen Lachen, und vom Reiten. Ich habe auch noch nie gewußt, daß man von einem einfachen Geländeritt erschöpft sein kann, aber schon allein den Jagdsitz bei einem Lachkrampf im Galopp beizubehalten ist äußerst anstrengend! Aber es ist empfehlenswert! Von den 2 Stunden „Suchzeit“ waren gerade mal eine halbe Stunde um, was sollte aus den Ponies werden, wenn wir die nächsten anderthalb Stunden so weiter reiten würden? Tropfsteinhöhlen?
Egal, wir entschieden uns, Suche hin oder her, erst einmal eine viertel Stunde Pause zu machen - wir alle konnten das redlich gebrauchen. Auf einmal viel mein Blick auf etwas. Ich schaute Karin an, die gerade damit beschäftigt war, sich ihren Lachkrampf auszukurieren. „He“, sagte ich, „hier sind Hufspuren!“ „Ach nee, Bettina, da wär ich jetzt nicht draufgekommen, schau mal was neben dir steht!“ „Nein Karin, ich weiß was du meinst, aber Puschkins Hüfchen sind viel zu winzig um diese Hufspuren hinterlassen zu haben, das sind Mega - Monster - Hufen! Sie führen nach unten, aus der Richtung wo wir herkamen. Die könnten der Braunen ihre Schuhgröße sein, Mansouri und Armstrong haben auch zu kleine Hufe, also ...“ Karin unterbrach mich je: „...könnte sie hier lang gelaufen sein. Die Frage ist bloß: Noch mit, oder schon ohne Reiter?“ Karin schaute plötzlich ihren Armstrong an. „Hey mein süßes Monster, ich hab gehört Pferde können auch gut riechen, oder Schatzi?“ Lena natürlich versuchte uns sofort in Sachen Biologie aufzuklären: „Ja, sie haben ein sehr starkes Riechorgan, und indem sie flehmen können sie einen ganz bestimmten Geruch noch besser riechen, wie die Hengste, wenn eine Stute rossig ist ...“ „Lena ich bin doch nicht blöd!“ unterbrach Karin die Quasselstrippe. Doch sie konnte es nicht lassen und setzte leise (Ich weiß nicht, ob es Karin noch gehört hat.) hinzu: „Ich glaub man nennt das das Jakob`sche Organ, oder so ...“ „Also, da hörst du´s Armstrong! Jetzt such den Menschen, such, such den Menschen,...!“ befahl Karin ihrem Armstrong als wenn er ein Hund wär. Wie als wenn er darauf hören würde, schnüffelte er in der Luft umher um schließlich an Karin selbst zu schnobern und sie mit einem tiefen Wiehern anzustubsen. Ich konnte nicht mehr, mein Bauch tat mir vom Lachen weh und so sagte ich trotzdem zu Karin: „Ich glaub er hat dir soeben gesagt: Du dumme Nuß, du stehst doch genau vor mir, wieso sollte ich dich denn da suchen? Aber eins sag ich dir, hättest du Armstrong von Anfang an ordentlich ausgebildet, dann wär er ein super Spürhund geworden!“ Ich glaub, das hatte er wieder verstanden. Denn er blickte mich komplett entrüstet an, schnaubte und drehte den Kopf von mir weg. „Betty, du hast ihn gerade beleidigt!“ sagte Karin und schaute mich genauso an. „Ich kann mir nicht helfen, Karin, aber du und Armstrong, ihr habt gewisse Ähnlichkeit!“ „So, Betty, nun sieh mal zu wie du mit uns beiden wieder ins Klare kommst!“ erwiderte Karin gespielt entrüstet. Lena funkte schließlich bei unserem „Streit“ dazwischen. „In einer anderen Situation würde das vielleicht lustig sein, aber in diesen paar Minuten könnte der Reiter irgendwo schwer verletzt liegen und mit dem Tod kämpfen! Deswegen würde ich sagen wir folgen den Spuren wo sie herkamen, denn hätte er erst hinter dieser Baumgruppe einen Abgang gemacht, hätten wir ihn hundertpro gefunden!“ Ich und Karin schauten uns an, es stimmte was Lena da sagte.
So bildete ich die Spitze, ich lief, schließlich mußte ich den Hufspuren ja folgen. Sie machten hübsche Schlenger und ich dachte mir, das ich mich da auch nicht mehr hätte halten können, vorallem bei einem wilden, vielleicht noch unregelmäßigen Galopp, bergrunter! In mir kam eine Frage auf, nicht nur eine Frage, sondern eher eine Feststellung. Es mußte ein schlimmerer Sturz gewesen sein, für Reiter und für Pferd - schließlich war das Sattelzeug stark mit noch etwas feuchten Schlamm bedeckt. Gedanken verloren tappte ich vor mich hin, letzendlich überwältigte mich das „Wissen-wollen“ und ich fragte und stellte sogleich fest: „Gibt es hier irgendwo ´ne Stelle wo es voll matschig ist, irgendwo, wo man überhaupt nicht damit rechnet das es im nächsten Moment matschig oder schlammig wird?“ Karin wußte im Moment nichts mit meiner Frage anzufangen. „Hä? Wieso? Sorry Bettina, aber ich kapier deine Logik nicht.“ „Na, pass auf, du weißt doch wo wir die Braune abgesattelt haben, da hast du dich doch beschwert das alles so eklig matschig ist. Und ich schlußfolgere daraus das es ein böser Sturz für beide Seiten war, das vielleicht ein sonst ordentlicher Weg an einer Stelle so urplötzlich schlammig war, das er oder sie die Stute nicht mehr bremsen konnte. Alle beide sind dann vielleicht reingeschliddert, die Reiterin hat´s entschärft und das Pferd ist verstört weggerannt, kapito, hat´s Klick gemacht?“ „Ja ist o.k., so schwer von Kapee bin ich auch nicht. Aber im Moment wüßte ich keine Stelle wo es matschig ist. Wir konnten die letzten paar Tage eh´ nicht weg, du weißt schon, es hat ja Unmengen von Wasser geschüttet. Und heute sieht´s auch nicht gerade freundlich aus.“ „Aber ich weiß eine Stelle wo es jetzt matschig ist, es ist aber nur eine Vermutung!“ Meinte Lena immer noch bedrückt, weil wir sie vorhin nicht haben ausreden lassen. „Egal, raus damit!“ , entgegneten wir beide gleichzeitig. „Ihr kennt doch die Galoppstrecke den Kuckucksweg entlang, der so schön gerade ist. Da gibt´s bloß eine gemeine Kurve. Wenn man die im Galopp überhaupt schafft, kommt dahinter gleich der Heubach, der über den Weg plätschert. Ich bin das eine Mal schon mit Top Secret aus der Kurve geschleudert worden, obwohl da das Wasser gar keine Rolle gespielt hat. Stellt euch mal vor wie das nach der Woche Regen dort aussieht!“ „Lena hat Recht, das ist eine schöne Strecke, die lädt von vornherein zum galoppieren ein, und wenn man darauf nicht gefaßt ist, liegt man meistens ohne Pferd im Wald. Ich glaube das ging jedem Reitschüler hier schon mal so!“ Dabei möchte ich natürlich nicht erwähnen wie´s mir da mal ging. „Das Heubacher Tal ist unser Suchort, und soweit ich weiß gehört das auch noch dazu, also nichts wie hin!“ bestimmte Karin forsch. Ich, die die ganze Zeit das Gespräch von unten verfolgt hatte, hatte ganz schön zu ackern um auf Puschkin zu kommen, er wollte partout nicht stehenbleiben.
Als ich endlich oben war, ritten wir auch schon los. „Hey,... Bettina,... Karin?“ hörten wir plötzlich Lena sagen. „Was ist denn Lena?“ erwiderte Karin, in der Hoffnung, daß Lena nicht schon wieder einen Vortrag hielt. „Wir galoppieren dort aber nicht lang, oder? Nicht das uns das gleiche passiert, vorallem weil die Pferde dann nicht mehr zu bremsen sind!“ „Quatsch, denkste ich bin lebensmüde?“ knallte ihr Karin entgegen.
Der Rest des Rittes zu der Stelle war ziemlich ruhig. Ich dachte an die anderen Suchgruppen. Ob sie die- oder denjenigen schon gefunden hatten? Dann würden wir hier alles umsonst machen. Aber was solls, es ist eine tolle „Reitstunde“ die man einmal nicht zu bezahlen brauchte. Ich ritt diesmal in der Mitte, Karin vor mir und, wie solls auch anders sein, Lena hinter mir. Es dauerte auch nicht lange, da hatten wir schon den Anfang des Kuckuckwegs erreicht und unsere Hottehühs wurden nervös, tänzelten und wollten am liebsten sofort lospreschen. Doch wir hielten sie so gut es ging im Zaum und erlaubten ihnen wenigstens einen flotten Trab einzulegen. Mit viel Mühe schaffte ich es, Puschkin langsamer werden zu lassen, weil die gefährliche Stelle immer näher kam. Karin hielt schließlich ihren Armstrong an, um abzusteigen. Wir kommandierten Lena schließlich ab, die drei Pferde zu halten, denn im Gegensatz zu vielen anderen Pferden vom Reiterhof, waren unsere drei nicht wasserscheu und versuchten selbst in der kleinsten Pfütze ein Planschbecken zu errichten. Also, würde ich sagen, würden wir unseren Monstern freien Lauf lassen, würden wir danach aussehen als hätten wir uns selbstpersönlich ein Schlammbad geleistet. Das wollten wir alle natürlich vermeiden. Lena wollte zuerst auch mit, aber irgend einer musste ja bei den Pferden bleiben.

Also machten wir uns auf die Socken, um die restlichen zehn Meter, der fiesen Kurve, hinter uns zu bringen. Als ich den Heu„bach“ sah, war ich froh, daß ich dieses eine Mal meine Stiefel anhatte, sonst zog ich immer meine bequemen Stiefeletten an, ich würde sagen, sowas nennt man „Vorahnung“! Wir stiefelten durch den kniehohen Matsch bis zu der Ecke, der ich auch schon mehr als einmal Besuch abgestattet hatte, ich glaube, langsam müßten wir dort eine Touristen - Attraktion errichten. Vielleicht „Zum fallenden Reiter“, oder so ähnlich.
Aufeinmal stubste mich Karin verstört an. „Bettina, hab ich Sehstörungen, oder liegt da echt jemand!?“ „Oh, mein Gott, Karin, echt, du hast Recht, da liegt einer!“ Wie auf ein Kommando stürmten wir dorthin, und in meinem Kopf schwirrten Gedanken wie, Wie ging die erste Hilfe?, Was ist wenn er tot ist? war die schlimmste. Wir waren angekommen, Karin beugte sich leicht über ihn, schaute mich verzweifelt an, aber ich konnte nur mit den Schultern zucken und kniete mich auf die andere Seite des Jungen. Das Blut lief vom Haaransatz über die linke Wange. Seine Reithose war voller Matsch, genauso sein Pulli. An den Händen hatte er tiefe Schürfwunden, an der Seite vom Bein ebenfalls. Sein Haar, was vermutlich schwarz-braun war, war verklebt von Matsch und Blut, alles in allem sah er ziemlich lediert aus. „Er rührt sich nicht.“ meinte Karin. Schließlich sprach ich meine schlimmste Frage aus (Ich glaube, ich zähle nicht gerade zu den Optimisten.): „Was ist, wenn er tot ist?“ Karin blickte mich entsetzt an: „Ich hoff´s nicht. Ich glaube, man muß den Puls oder so überprüfen, am Hals, glaub ich, das hatten wir erst in Bio, da hatt ich aber net aufgepaßt, aber es klingt ganz logisch?!“ Ich nahm schließlich aus dem Gefühl heraus meinen Zeige- und Mittelfinger und legte sie an der Seite vom Hals an.

 

 

 

Ich war schockiert, ja sogar frustriert. Genau als ich meine Finger an ihm anlegen wollte, schockte er hoch, sah mich grinsend an, und brach in ein schallendes Gelächter aus - machte sich lustig über UNS! Wir hatten so große Angst, und er? Er lacht sich ins Fäustchen über uns! Doch Karin stellte ihn alsbald zur Rede: „Kann ja sein das du´s lustig findest, aber wir nicht gerade! Wir haben uns Sorgen gemacht man, du fändest es auch net lustig, wenn du neben einen Halbtoten sitzt und nicht weißt was du machen müßtest!!“ „Ohhhh, wie schööön, ihr habt euch Sorgen gemacht, das tut mir aber leid, ist ja sooo schlimm! Aber das mit dem Pulsfühlen, das war schon ganz richtig!“ - Ich glaube, mein Kopf platzte bald vor Wut. Schließlich zerrte ich an Karins Ärmel und sagte: „Komm, anscheinend braucht der junge Herr unsre Hilfe nicht! Er wird auch ohne uns auskommen, in ner halben Stunde sind auch die zwei Stunden um, wir brauchen auch einige Zeit zurück, er wird ja von diesem Fleck Erde selbst Heim finden, schließlich ist er mit seiner Braunen auch bis hierher gekommen. Karin? Steh nicht so rum, die andern machen sich sonst noch Sorgen!“ Sie schaute mich an, blickte noch einmal zu dem Jungen zurück und ging schließlich mit mir Richtung Pferde. Doch mehr als einmal erwischte ich sie dabei, wie sie heimlich zurück lunste. „Er ist hübsch, was?“ fragte ich. „Hübsch ist untertrieben. Er ist ein Arschloch, das macht ihn scheiße.“ „Da haste allerdings Recht.“
Aufeinmal hörten wir es im Hintergrund leise fluchen: „Scheiße, man!“ Dann rief er: „Bitte wartet mal ihr beiden!“ Wir drehten uns um und sahen wie er auf uns zukam. „Ich habs nicht so gemeint...“ begann er als er bei uns war. „...aber ihr beiden hättet euch mal hören müssen.“ „Wieso lagst du da?“, fragte Karin, „Ich meine, dir gehts doch gut, du hättest doch genauso gut dastehen können, als wir kamen? Lagst du die ganze Zeit? Du kannst ja schließlich nicht riechen das wir hier mal vorbeikommen, oder?“ Langsam setzten wir uns wieder in Bewegung, ich glaub, Lena denkt mittlerweile wir wären nun auch verschollen. „Nein, riechen kann ich nicht, aber hören! Ich stand da, weil ich nicht wußte in welche Richtung ich mußte, bis ich jemanden kommen hörte, ihr habt schließlich geschnattert wie Enten!“ „Echt? Aber was hättest du gemacht, wenn wir nicht gesucht hätten?“ „Naja, blöd bin ich auch net, ihr habt euch doch wie die Wilden gestritten, wer da bleibt, da mußtet ihr wohl sowas in der Art vorhaben wie suchen. Seid ihr zu dritt?“ „Oh, ja, Lena wartet noch, bestimmt schon seit ner halben Stunde! Wie heißt du eigentlich?“ erwiderte Karin. „Ich? Wir sollten Lena dann auch nicht länger warten lassen, oder? Ich heiß Janosh, viele nennen mich aber bloß Jan. Und ihr?“ „Also ich heiß Karin, das ist Bettina.“ „Kann Bettina nicht sprechen, oder so?“
Blöder Kuz! Ich glaub, das war das erste Mal, in seiner Anwesenheit, das ich knallrot, wie ne Tomate anlief!
„Wieso soll sie nicht sprechen können?“ „Weil sie bisher kaum ein Wort gesagt hat!“ „Hab ich schon, das eine mal hast du tot gespielt und das andere Mal hattest du einen Lachkrampf.“ „Du hast doch ne schöne Stimme, kannst ruhig öfter mal was sagen!“ So, Rot-werden Nr.2.
„Wo wart ihr denn die ganze Zeit, ich dacht schon, ihr seid im Schlamm vers..., ist er, er?“ begrüßte uns Lena.

„Ja,...“ sagte Karin. „Und?“ meinte Lena. „Was und? Frag ihn doch selber, wenn du was wissen willst! Er sieht zwar schwer verwundet aus, ist aber mopsfidel! Das haben wir am eignen Leib zu spüren bekommen, nicht wahr, Betty?“ „Ja.“ erwiderte ich mürrisch - gut genug wußte ich wovon sie sprach. Pfe, halb tot spielen und dann über die „Lebensretter“ lachen, das war mir der richtige. Was ist, wenn er wirklich mal schwer verwundet ist? Jeder denkt dann, das er einen reinlegen will - zumindestens ich werde das denken...

„Wie?...“ wollte Lena beginnen, doch Janosh begann schon wie von selbst die Frage zu beantworten. Als wenn er Gedanken lesen könnte... „Du meinst, wie sie mich gefunden haben?“ Er grinste. Böse schaute ich zu ihm herüber, und scheinbar verstand er auch meinen Blick, aber was dann kam, hätte ich nicht erwartet. „Ich weiß nicht, was sie noch alles mit mir angestellt haben, als ich aufwachte, hing - wie hieß sie noch mal? - achja, Bettina über mir.

Ich glaube, ich wäre beinahe gestorben, und sie hat mich wahrscheinlich wiederbelebt...“ „Du meinst so richtig Mund-zu-Mund-Beatmung? Betty, ich wußte gar nicht, das du das kannst!“ Ich war gerade mit Puschkin beschäftigt, und hatte eigentlich auch gar nicht zu gehört, doch da schockte ich hoch und schaute entrüstet herum. „Sag mal spinnst du?! Glaub dem Idiot das ja nicht! Und selbst wenn ich’s könnte, da hätte ich ihn lieber sterben lassen!“ gab ich von mir, obwohl mir in dem Moment erst klar wurde, was ich gesagt hatte, ich war so in Rage gewesen! So ein verdammtes Arsch und ich hätte ihn garantiert nicht sterben lassen... Aber egal, gesagt ist gesagt.

Ich vergaß den Dialog zwischen ihm und mir und fragte beiläufig: „Fühlst du dich in der Lage, alleine zu reiten?“

Man sah wie er nachdachte, dann sagte er: „Ich glaub nicht, die Platzwunde am Kopf ist doch schlimmer als ich dachte...“ Karin sah mich grinsend an. Was war los? Hab ich irgend etwas verpasst? Dann sagte ich aus reiner Logik: „Okay, du reitest mit Lena zusammen, sie ist die leichteste von uns dreien, Karin reitet vorneweg und ich hinterher..“ „Aber, aber...“ meinte er entrüstet. „...kann sie denn gut genug reiten?“ „Mach dir keine Sorgen die ist besser als wir beide!“ klärte ihn Karin sofort auf. „Okay, wen ihr meint.“sagte er mit hörbarer Enttäuschung. Ich merkte den Blick von ihm kurz auf meinem Rücken, man sagt ja, sowas kann man merken, und ich tat es.
Während Karin Mansouri hielt, damit sie stehen blieb, wuchtete ich mich auf Puschkin hoch. Dann warteten wir auf Karin, und kurz darauf zog die Karawane los. Ich schaute auf die Uhr. Oh Mist! Es war kurz vor eins, erstens, müßten wir um ein Uhr zum Treffpunkt zurückkehren, und zweitens würde es bei mir um halb zwei Mittagessen geben. „Karin, hast du schon mal auf die Uhr geguckt?“ meinte ich schließlich. Sie tat es. Ein „Oh Shit!“ bekam ich als Antwort zurück...