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Belles Fleurs
Der klein geflockte Schnee fiel in wunderbarer Weise. Locker leicht legte er sich auf alles nieder und bestäubte langsam die Welt damit. Vor dem grau eingeputzten Haus dampften die eingedeckten Pferde, feiner Atem kam aus ihren Nüstern. Die Kutsche war alt und gebrechlich, aber hatte trotzdem noch den Anflug von Romantik. „Ich hoffe das geht so in Ordnung! Auf Wiederseh’n M’dame!“ sagte der schmächtige Mann und kam aus der quietschenden Tür herausgetreten. Vorsichtig stiefelte er durch den schon länger liegenden Schnee, lief erst zum linken und schließlich zum rechten Pferd und nahm deren Decken ab. Gab dem letzten einen liebevollen Klaps auf den Hintern und stieg mit einem kraftvollen Schwung auf den Kutschbock. Legte die angewärmten Decken über seine Beine, zog seinen Mantel enger und richtete seinen Hut. Schließlich löste Julien die Bremse und nahm die Fahrleinen in die Hand. „Auf geht’s Mädels!“ sagte er, begleitet von einem lauten Schnalzer. ‘Weiter - zu unsrer nächsten Tour...’ dachte er zu sich. Mit einem Ruck und angestrengtem Schnauben setzte sich die Kutsche in Bewegung. Die Dämmerung setzte ein und die Schneeflocken gewannen an Größe. Mittlerweile schon eingemummelt in die dicken Decken, lenkte Julien die schweren Stuten durch die engen Gassen. In der stillen Dunkelheit, der Einsamkeit der flackernden Gaslaternen, verbrachten Julien und seine zwei Stuten die restlichen Stunden. Das Einzigste, was gelegentlich die bedrückende Stille durchbrach, war das Schnauben seiner Stuten und das entfernte Hufgetrappel, wenn zumindest einer seiner Kollegen Kunden bekommen hatten. Schwer bereute Julien seine Entscheidung. Dieser Winter verlief absolut schlecht, kaum jemand wollte seine Dienste als Kutscher annehmen. Auch seine Kollegen beschwerten sich. Selbst jetzt, während der Festtage, war kaum Nachfrage da. Sonst war es anders, viele Menschen und Familien reisten umher, zu Bekannten, Verwandten oder zu Festen. Selbst mitten in der Nacht war manches Mal ein solcher Andrang gewesen, dass kaum eine Kutsche unbesetzt blieb. Doch nun hatte er ein Problem. Wie sollte Julien seine beiden Mädchen weiter ernähren? Selbst er knauserte da, wo es kaum noch möglich war zu sparen. Es war ein voreiliger Entschluss gewesen, seine Aimée decken zu lassen. Wie solle er diese bezaubernde Stute samt Fohlen über den Winter kriegen? Schließlich müsste sie für zwei fressen. Eisig kalt wehte der Wind von Westen. Die Schneeflocken wirbelten umher und versperrten einem die Sicht, sie wurden größer, fielen in rauen Mengen vom Himmel. Die Straßen waren bald zugeschneit. Dick lag der Schnee auf den eingedeckten Pferdeleibern. Schnaubend fraßen Minnie und Aimée das bisschen Gerste aus ihren Fresssäcken. Es war nun kurz nach Mitternacht, in der Kneipe wurde es lauter und fröhlich heiteres Gelächter drang aus der Schankstube. Bald, vielleicht in einer halben Stunde, würden die ersten aufbrechen. Und vielleicht würden sich einige für den bequemeren und schnelleren Heimweg entscheiden. Per Kutsche. Fröstelnd rieb Julien seine dicken Handschuhe aneinander. Plötzlich ging die Tür auf. Ein warmer Luftzug umwehte Julien kurz, und ließ ihn bemerken, das endlich welche den Heimweg antraten. Beglückend stellte er fest, wie sich die Kutsche unter der einsteigenden Last nach rechts beugte. Schnell stand er auf und ging zu Minnie und Aimée, um ihnen die Decken und die Fresssäcke abzunehmen. Er beeilte sich, auf den Kutschbock aufzusteigen. „Bon soir! Wohin soll’s gehen?“ fragte er höflich. „Nach Vesoul, bitte! Château Belles-Fleurs.“ Das
bedeutete fast 8km und eine Fahrt von mindestens 2 Stunden, bei solch schlechten
Wetter- und Straßenverhältnissen. Es wird früh werden, ehe seine zwei Pferde
Feierabend haben, genauso wie bei ihm. Bei normalen Jahren hätte er so einen
weiten Auftrag ausgeschlagen, doch nun benötigt er jeden Franc und Cent, den er
bekommen kann. Mit einem Ruck befahl er den Pferden zu halten. „Monsieur? Was ist?“ fragte eine der Damen besorgt. „Nichts, M’dame, ich werde bloß die Kufen einstellen. Es ist zuviel Schnee um mit Rädern weiter zu fahren.“ „Achso. Ich dachte, es wäre etwas Schlimmeres...“ Er lief um den Wagen herum und kramte aus dem Koffer zwei mollige, wohlriechende Decken. Julien reichte sie den Pärchen, und sie wechselten sie mit den dünnen Fliessdecken aus. „Merci, Monsieur.“ erwiderte eine der Damen. Er zog sich auf den Kutschbock, packte sich warm ein und befahl den beiden Stuten, weiter zu ziehen. Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung und die winterlich-nächtliche Landschaft der Rhône zog an ihnen vorbei. Die Gespräche von hinten verstummten langsam und mit einem kurzen Blick wusste Julien, dass seine Fahrgäste eingeschlafen waren. Doch scheinbar nicht alle. Mit einer sanften Stimme erwiderte die Dame, die genau hinter ihm saß: „Es ist eine lange Fahrt, nicht wahr?“ „Oui, Madame... Durch das Wetter wird es noch etwas länger dauern.“ Julien deutete auf die dicken weißen Flocken, die in einer großen Masse vom Himmel kamen.
Ideen: -während langer Fahr entdeckt verunglückte Kutsche... -Pärchen
bieten Übernachtung auf Château -Fohlen (Mix aus KB und leichteren Pferd) à Entwicklung zu angesehenem Kutschier/neue Rasse -vielleicht noch Liebesgeschichte mit höherer Dame??
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