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Alltag
Die Sonne schien über die gold-gelben Stoppelfelder und tauchte alles in ein staubiges Licht. Dahinter sah man, in weiter Ferne, die herrlichen Wölbungen der Rhön, dazwischen das niedrige Werratal. Schon kurz darauf erhoben sich die ersten Hügel des Thüringer Waldes. Die schwingende Bewegung des leichtfüßigen Schrittes meines Pflegepferdes taten wohl - befreiten meine Seele von Gedanken, ließ mich alles vergessen... Nur das eine Wort war in meinen Vorstellungen zu sehen - Freiheit. Vor und hinter mir waren noch Nicole, Mone, Isa und Sindy. Alle (bis auf Isa) auf wunderbaren Vollblutarabern, auch wenn man ihnen das nicht unbedingt ansah, Isa ritt eine Trakehnerstute. Der Gaudi konnte beginnen. Sindy, die unsere Truppe anführte, sagte nur ein Kommando: „Los geht’s!“ Egal, ob es der Rest verstanden hatte oder nicht - jeder wusste das diese, sich vor unseren Augen öffnende Wiese nicht ungenutzt bleiben darf. Ohne den Pferden irgendwelche Kommandos zu geben, seien es Stimm-, Gewichts- oder sonstige Hilfen, fielen die fünf in einen rasanten Jagdgalopp. Mit eingenommener Jockey-Pose jagten wir den Hügel hinauf, mit dem Bewusstsein, jeden Moment hinunter fallen zu können, sobald die Pferde einen Haken schlagen würden. Doch das störte uns wirklich nicht. Wir ritten dahin, merkten das ungemeine Glücksgefühl, das sich rasant in unseren Adern ausbreitete, ich wollte am liebsten laut juchzen... Die Wiese nahm ihr Ende und wir mussten (leider) unsere geliebten Vierbeiner zügeln. Sindy mit ihren Kalos visierte wieder einmal das nächste Gebüsch an und mein Stütchen schnaubte zufrieden vor sich hin. Ich werde nicht ständig erwähnen dass es eigentlich nur unsere Pflegepferde waren, wir hatten sie so lieb wie unser Eigen und behandelten sie so fürsorglich wie unsere Augäpfel. Lobend massierte ich meinem Stütchen Kisra die Schulter. Ungewiss, wie alt sie überhaupt war. Mittlerweile konnte ich dies in Erfahrung bringen. Sie ist genau 2 Monate jünger als ich. Und ein solcher Tag ereignete sich zuletzt vor 2-3 Jahren. Schade eigentlich. Unser Trüppchen verfiel in einen leichten Trab und hielten unsere Pferde bei Laune, die schon die nächste Wiese im Auge hatten. Auch wir wussten, das es noch zirka 2 Minuten bis zum nächsten Aufgalopp waren. Kalos (kurz Kalo) & Sindy machten wieder die Ersten, dicht gefolgt von Khan (Vollbruder zu Kalos) & Mone, dann Beau Rivage (kurz Beauri oder Beauggi)) & Isa, schließlich, fast gleich auf Kari & Nicole und Kisra & meine Wenigkeit. Freudig ließen wir die Zügel lang und entlasteten unsere „Hottes“ so gut es ging, pfeilschnell jagten wir über die Wiese und lieferten uns ein tolles Rennen, wobei es egal war, wer gewinnt. Wenn es eine längere „Durststrecke“ an Galoppgelegenheiten gab, halfen wir uns mit fröhlichen Geplauder und lustigen Wanderliedern aus. Winkten vorbeifahrenden Reisebussen zu, begeisterten beherzte Wanderer mit unserer Fröhlichkeit und atmeten die frische Waldluft ein. Nichts konnte uns stoppen, sei es eine raschelnde Tüte, ein springender Hase oder ein den Weg versperrender Baumstamm. „Freizeitreiter“ war ein Wort das schon fast nicht mehr zu uns passte, sondern eher schon die Version „Chaosreiter“. Aber es machte uns allen Spaß, daran glaube ich fest. Nicht nur den Zweibeinern sondern auch den quirligen und nichts destotrotz handhabbaren Vierbeinern. Die Sonne schien lachend von dem wolkenlosen Himmel und ließ uns natürliche Bräune annehmen. Der bunte Herbstwald lockte zu neuen Abenteuern. Obwohl nicht alle die Hohe Reitkunst gelernt hatten, ich noch nicht einmal das Geländereiten, waren die Ritte von solcher Wahrhaftigkeit an Zusammenspiel zwischen Tier und Mensch, das uns dies keiner geglaubt hätte. Das war eine lustige Truppe: Sindy, Nicole, Simone (meine Schwester), Isabelle und ich: Stefanie. Dazu noch „unsere“ Pferde, Kalos (Jahrgang 1992), Kari (Jahrgang 1993), Khan (Jahrgang 1993), Beauri (Jahrgang 1992) und Kisra (Jahrgang 1986), wobei Kari als einzigste „angeschimmelte“ unter den vier Füchsen aus der Reihe fiel.
Diese wahrhaft kurze Fassung, nur zweier Erlebnisse EINES Ausrittes, läßt kaum einen richtigen Einblick in diese schöne Zeit gewähren. Aber so wie ich hier vor dem Computer sitze, und diese kleinen wunderbaren Gedenken niederschreibe, sage ich, das ich diese Zeit total vermisse, und mir bis jetzt keines gleichen passiert ist bzw. wieder sein kann und wird. Die Pferde sind fast alle verschwunden, in alle Himmelsrichtungen verstreut, genauso wie die wunderbaren Freundschaften abgeflaut sind. Der klägliche Rest hat die Fahnen gehisst und ich hoffe inbrünstig, das es in geraumer Zeit, wie durch ein Wunder, wieder so sein möge. Ohne meine Gefühle zu verbergen, gebe ich ganz offen zu, das mir bei diesen Sätzen die Tränen über Wangen kullern...
(...für wen
dies gewidmet ist, ergibt sich von allein...)
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